Nach der geschichtlichen Aufarbeitung der Entstehungsgeschichte und dem damaligen Verlauf der Fürnbergschen Poststraße, machen wir uns heute von Gutenbrunn aus auf den Weg Richtung Martinsberg.
Wir wandern am Schloss Gutenbrunn vorbei.
Josef Weber Edler von Fürnberg, der für etwa zwei Jahrzehnte Inhaber der Herrschaft Pöggstall ist, zu der damals auch Gutenbrunn gehört, lässt im Zentrum des Ortes 1771 bis 1785 ein klassizistisches Schlösschen erbauen. Es wird zu seiner Zeit Poststation. Zahlreiche Nebenbauten zeugen noch von dieser Zeit. Links und rechts vom Haupteingang sind noch zwei Laternen auf hohen Steinpyramiden mit dem Logo Joseph Fürnbergs erhalten.
Überlieferungen zufolge ist der Adelsherr aber nicht nur Bauherr des Schlosses, sondern hat auch ein Händchen fürs Geschäft. Die Geschichtsbücher bezeichnen ihn als frühen Industriellen des südlichen Waldviertels. Nachdem er bereits 1768 die Herrschaften Pöggstall, Gutenbrunn/Martinsberg samt dem Weinsbergerwald gekauft hatte, profitiert er vor allem vom hohen Brennholzbedarf der Hauptstadt Wien. Doch damit nicht genug. Der Graf reaktiviert darüber hinaus die seit 1599 in Gutenbrunn bestehende Glasindustrie. Als Kaiser Joseph II. 1786 das Heizen mit Holz für die Glaserzeugung zur Schonung der Wälder verbietet, ist es um den Reichtum von Weber Edler von Fürnberg allerdings geschehen. Der kaiserliche Erlass zwingt ihn, seine Besitzungen im südlichen Waldviertel hoch verschuldet an den kaiserlichen Familienfonds zu verkaufen. In den Jahren 1807 bis 1833 nutzt dann Kaiser Franz I. fast jeden Sommer Schloss Gutenbrunn als Residenz, um im nebenan liegenden, in der damaligen Zeit als sehr heilsam bekannten „Guten Brunnen“, Bäder zu nehmen. Mehr als zwei Jahrhunderte später wechselt Schloss Gutenbrunn abermals seinen Besitzer. Der russische Unternehmer Dr. Igor Sukhanov kauft 2012 das Schloss samt Gebäude in der Jägerzeile, Hallen und das Benefiziatenstöckl vom Gutsherrn Mag. Alexander Habsburg-Lothringen. Mit dem Verkauf beginnt schließlich auch die Renovierung des Schlosses. Die beiden Räume im Erdgeschoß sollen später einmal öffentlich zugänglich sein!
Wir biegen nach dem Schloss rechts ab und folgen zuerst dem Tut gut Wanderweg entlang der sogenannten Jägerzeile bis zur Volksschule. Von hier geht es geradeaus weiter zur Straße Richtung Martinsberg. Hier treffen wir auf einen privaten kleinen Fischteich, der auch schon in der alten Karte von 1736 existiert.
Wir sind bei der Brücke über den Weitenbach angekommen und verlassen die Straße Richtung Martinsberg. Die Fürnbergsche Poststraße verläuft hier geradeaus weiter, steigt nach oben und wendet sich mit einer scharfen Rechtskurve Richtung Martinsberg. Wahrscheinlich ist der damalige Verlauf am oberen Rand der Böschung zu suchen.
Links von uns befindet sich die Kläranlage und der breite sandige Feldweg steigt im Gegensatz zu früher in einer weiten Rechtskurve langsam und stetig bergan.
Fürnberg lässt einen Meierhof in der Pernsohl errichten, in der Nähe des Standortes der jetzigen Kläranlage. Er dient im Laufe seiner Geschichte mehreren Zwecken. So wird hier Baumrinde (“Loh”) verarbeitet, die sehr gerbstoffreich ist und in zerkleinerter Form in (Loh-)Gerbereien benutzt wird. Die Rinde wird auf pyramidenförmigen Holzgestellen auf der “Pyramiden-” oder “Lohwiese” zum Trocknen aufgehängt und nach einer bestimmten Zeit im “Lohstadl” aufbewahrt. Anschließend wird sie zerkleinert und an Gerbereien geliefert. Ab 1934 bis 1951 beliefert das hier von der Herrschaft errichtete E-Werk Gutenbrunn mit Strom. Betrieben wird die ehemalige Anlage einerseits mit Wasserkraft, andererseits mittels eines Holzvergasermotors, falls der Wasserdruck zum Antrieb der Turbine nicht reicht. 1975 wird der Meierhof abgetragen, nachdem die Letztbewohner, die Familie Ebner, in den Markt Gutenbrunn ziehen. Tochter Adelheid wird hier Bürgermeisterin. (Foto 1965)
Oben angekommen folgt die damalige Poststraße dem Verlauf des heutigen Feldweges, der an einer Kreuzung geradeaus weiter in einen Wiesenweg übergeht. Wir treffen hier auf den Kremstalweg und den Sternwarte-Wanderweg. Der Weg Richtung Oed ist auf der alten Karte als Hohlweg eingezeichnet. Der weitere Verlauf bis zur Ortstafel von Martinsberg ist nur mehr in Form eines Wiesenweges vorhanden und hat an Bedeutung und Nutzung verloren. Lediglich riesige uralte Baumstöcke zeugen noch von Straßenbäumen entlang der ehemaligen Straße.
Die Brücke über den Oeder Bach ist in einer älteren Form schon damals hier vorhanden. Der Straßenverlauf durch Martinsberg, vorbei an der Kirche bis zum ehemaligen Bahnhofsgelände stimmen in etwa mit dem damaligen Poststraßenverlauf überein.
Bahnhof und Siedlungen rund um das Bahnhofsareal gibt es zur Zeit Fürnbergs noch nicht. Die Straße verläuft damals quer über das Bahnhofsareal Richtung Größenbach.