Auf den Spuren der Fürnbergschen Poststraße

Fürnbergschen Poststraße
Fürnbergschen Poststraße

Immer wieder hören wir von einer alten Poststraße, welche vom Schloss Luberegg an der Donau über Pöggstall nach Gutenbrunn geführt haben soll. Wir sehen Fotos von alten Steinbogenbrücken, welche unverhofft mitten im Wald stehen und so manchen Wanderer zu einem Foto animieren. Neugierig geworden begeben wir uns nun selber auf Spurensuche. Zuerst rein geschichtlich, um einen Überblick zu bekommen.


Alte Glashütte Gutenbrunn
Alte Glashütte Gutenbrunn

Wir sind in Gutenbrunn, wo schon im Jahre 1660 die „Alte Glashütte“ betrieben wird. Quarzsand und reichlich Holz befinden sich vor der Haustüre. In den nächsten Jahren wird Holz zum wichtigsten Rohstoff. Im Jahre 1723 wird der Schlesinger- und Pfaffenstegteich angelegt. Schwemmanlagen werden gebaut und Holz wird über den Weitenbach bis an die Donau gedriftet.

Nun kommt unser Mann ins Spiel, Josef Weber Edler von Fürnberg (*24.2.1742 bis †13.9.1799), der als früher Industrieller für das südliche Waldviertel und besonders für die Gegend von Pöggstall von zentraler Bedeutung sein wird. Um 1768 kauft er die Herrschaft Pöggstall und dann die Gebiete um Gutenbrunn, Martinsberg und den Weinsberger Forst.


Schlesingerteich
Schlesingerteich
Große Ysperschwemme
Große Ysperschwemme

Holz war zu der Zeit neben Wasser der einzige Energieträger, dessen Wert durch die zunehmende Verknappung gestiegen ist. Vor allem in der Stadt Wien ist der Bedarf an Brenn- und Bauholz sehr groß.


Am 16. Juli 1774 wird Fürnberg das Privileg zur Errichtung einer Holzschwemme im Weinsberger Forst gewährt, mit dem Recht, auf den Flüssen Weiten, Krems, Großer und Kleiner Kamp Holz zu triften. Er holt Holzarbeiter in das Waldviertel und errichtet in Luberegg einen Stapelplatz sowie zur Verwaltung der Holzschwemme ein Schloss. In Leiben entsteht eine Papierfabrik, in Gutenbrunn wird die bestehende Glasfabrikation ausgebaut. Sein Holzhandel nimmt industrielle Ausmaße an. So deckt Fürnberg fast die Hälfte des Brennholzbedarfs von Wien.


Mildnerglas Berglucke
Mildnerglas Berglucke

Der berühmte Glaskünstler

Johann Josef Mildner


(* 22. September 1765 in Kaltenberg (Studená), Böhmen; † 11. Februar 1808 in Gutenbrunn), der wegen seiner speziellen Technik auf Gold- und Silbergrund bekannt ist, wirkt unter seiner Obhut in Gutenbrunn.

Er ist es auch, der uns als Einziger Porträts von Josef Weber Edler von Fürnberg hinterlässt.

Um genügend Schwemmwasser für die Weitenbachschwemme zu erhalten, lässt Fürnberg im Jahre 1782 die Kleine Wasserscheide in der Berglucke durchgraben (200 m) und bringt so das Wasser von der Ysper in den Weitenbach.


Poststationen Luberegg
Poststationen Luberegg

Im Jahre 1791 kann Fürnberg den Plan, eine Postlinie mit Stationen in Luberegg, Pöggstall und Gutenbrunn zu errichten, verwirklichen.
Poststationen Pöggstall
Poststationen Pöggstall

Der Kaiser gewährt ihm das Postprivileg, die von ihm gegründeten Poststationen Luberegg, Pöggstall und Gutenbrunn erhält er als Erbeigentum.
Poststationen Gutenbrunn
Poststationen Gutenbrunn


Brücke Poststraße
Brücke Poststraße
Brücke Poststraße
Brücke Poststraße

Als kaiserlicher Erbpostmeister darf er Reisende bis nach Zwettl, Krems und Budweis befördern. Der Postwagen soll zwischen den Stationen einmal in der Woche in beiden Richtungen verkehren. Für die Postbeförderung erhält er ein Drittel des Auf- und Abgabeportos. Ein großer Teil des Waldviertels gehört zum Einzugsbereich der Fürnbergschen Post.


Poststraße
Poststraße einst
Poststraße
Poststraße jetzt

Josef Weber Edler von Fürnberg ist als Postmeister auch für den Bau und der Instandhaltung der Poststraße zuständig. Für die damalige Zeit ist die Überwindung des äußerst schwierigen Geländes mit seinen engen Schluchten und steilen Anstiegen eine Genieleistung der Straßenbaukunst. Im Grunde folgt die Straße der Weiten, verlässt das Tal aber bei Schloss Leiben und führt bis Pöggstall über die Höhen des südlichen Waldviertels.


Als unter Kaiser Joseph II. im Jahre 1786 das Heizen mit Holz für die Glaserzeugung zur Schonung der Wälder, die streckenweise wieder aufgeforstet werden muss, verboten wird, ist Fürnbergs Unternehmen schwer getroffen. Hoch verschuldet, verkauft er 1795/96 seine ganzen Besitzungen im südlichen Waldviertel an den kaiserlichen Familienfonds, die damit kaiserliche Familienherrschaften werden. Um den Erlös erwirbt er die Poststationen von Melk und Purkersdorf, die er neu erbauen lässt, später auch jene von Perschling. Bevor er aber sein Postimperium durch die Erwerbung der Poststation St. Pölten ausbauen kann, stirbt er 1799 nach dem Biss eines tollwütigen Hundes im Alter von 57 Jahren in Melk.

Das auffällige Grabmal befindet sich links vom Haupteingang der Wieselburger Pfarrkirche. Die Schriften und Symbole darauf erzählen die Geschichte eines Visionärs seiner Zeit, der sich lieber am Friedhof als in der Gruft seiner Väter bestatten lässt.

Mit Hilfe dieses Grundwissens und den alten Karten von der Josephinischen Landesaufnahme aus dem Jahre 1787 machen wir uns auf den Weg, die Spuren der alten Poststraße zu finden.
Grabmal Fürnberg
Grabmal Fürnberg


Josephinische Landesaufnahme (1763-1787)
Josephinische Landesaufnahme (1763-1787)



Auf den Spuren der Fürnbergschen Poststraße:

Von Gutenbrunn bis Martinsberg
Von Martinsberg bis Annagschmais
Von Annagschmais bis Pöggstall


Mehr gibt es hier:

Historischer Verein Weinsbergerwald
Truckerhaus Gutenbrunn

6 Comments

  1. Fritz Lange

    Danke für den Hinweis zur Josephiklause! Die Textstelle im “Donauländchen” kenne natürlich, aber als Wiener sind mir die topographischen Begriffe wie das Maismühlbachl nicht so geläufig. Ich hab gerade in Google Earth mit leichter Überhöhung nachgeschaut und das scheint mir sehr plausibel.
    Nochmals vielen Dank für die rasche Antwort!

  2. Fritz Lange

    Großes Dankeschön, das ist wirklich großartig recherchiert! Eine spannende Geschichte mit Topographie und vielen alten und neuen Bildern fasziniert mich. Haben Sie vor, auch den weiteren Verlauf bis zur Donau zu verfolgen und ins Internet zu stellen?
    Zur Holzschwemme: Kennen Sie vielleicht den Standort der verschwundenen Josephiklause bei Würnsdorf?
    Grüße und vielen Dank,
    Fritz Lange

    1. Avatar-Foto ZWalk

      Der weitere Verlauf wäre genau so interessant – ob wir aber weitergehen steht noch in den Sternen.

      Zur Josephiklause schreibt Johann Anton Friedrich Reil (1835) in seinem Buch „Das Donauländchen“ unter anderem: „Die Weiten …. fließt bei Martinsberg südwestlich ins Thal zu einer Sägemühle, nimmt nach ½ St. den Hundsbach, dann bei der verfallenen Josephiklause unter Thumling das Maismühlbachl auf, rollt südlich durch die Hölle nach Würnsdorf hinab, ….“

      Möglicher Standort laut obiger Beschreibung beim Haus Hölltal 40, 3650 Weinling (48.341766, 15.163756).

  3. Avatar-Foto ZWalk

    Dem grandiosen Aufstieg folgte ein tiefer Fall. Für Fürnberg selbst erwiesen sich seine Unternehmungen insgesamt als wenig erfolgreich. Er geriet in Schulden und musste schließlich verkaufen. Über Umwege wurde sein Herrschaftsgebiet von Kaiser Franz II. (I.) dem k. k. Familienfonds einverleibt. Aufgrund von Holzmangel wurde die Schwemme eingestellt und die Poststraße wohl wegen zu geringer Auslastung aufgelassen.

  4. Arno

    Solche Exkursionen in die Historie, hier offenbar recht aufwändig recherchiert, sind für mich immer wieder sehr interessant, um Einblicke in die damaligen Lebensverhältnisse zu erhalten.
    Und wieder einmal zeigt sich, wie sehr die wirtschaftliche Entwicklung und der Wohlstand durch Schaffung von Arbeitsplätzen in einer Region zuweilen vom starken Engagement einer einzelnen Person beeinflusst werden können.
    Mich hätte noch interessiert, ob der Postbetrieb von den Erben erfolgreich weiter geführt werden konnte.
    Viele Grüße

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