Nach Ostern 2009 wird die Kirche von Stift Zwettl für einen langen Zeitraum geschlossen und steht Gläubigen und Mönchen nicht mehr für den Gottesdienst zur Verfügung. Erhebliche Schäden im Gebäudeinneren sind unverhofft zutage getreten. Gründliche Untersuchungen führen bald zu dem Ergebnis, dass es mit kleinen Schönheitsreparaturen nicht abgetan ist. Eine gründliche Renovierung des gesamten Innenraums der Stiftskirche ist dringend angeraten.
Ende Juli 2013 ist das Betreten der Vorhalle wieder möglich! Grund genug von der Stadt zum Stift zu pilgern und nach so langer Zeit einen Blick in die Kirche zu werfen.
Vom Ortsteil Oberhof aus wandern wir beim Bogenzentrum vorbei, parallel zur Bundesstraße zum Fernheizwerk und biegen dann bei der Kreuzung der neuen Franz-Eigl-Straße mit der neuen Ziegelofenstraße Richtung Kamptal ab.
Beim ehemaligen Traunerhäusl vorbei geht es Richtung Neumühle. Kurz darauf können wir schon den Kirchturm des Stiftes sehen. Bei der Neumühle wechseln wir auf die andere Uferseite und biegen kurz nach der Mühle rechts auf einen Waldpfad ab. Der Weg verläuft nun am linken Kampufer bis Stift Zwettl.
Etwa bei der Hälfte halten wir uns wieder rechts und folgen den Markierungen hinunter zum Wasser. Mittlerweile zieht ein Schauer über uns hinweg. Die dichten Blätter des Laubwaldes bieten aber genug Schutz.
Als wir bei der Wehr zum Stift Zwettl ankommen, ist der kurze Regen auch schon wieder vorbei. Es soll aber nicht der Letzte sein.
Bei den Fischteichen vorbei gelangen wir zur Straße, wo wir links hinauf zum Eingang marschieren. Unser erster Weg führt uns neugierig in die Stiftskirche. Die Renovierungsarbeiten sind schon weit fortgeschritten, zumindest ist das hohe Gerüst bereits abgebaut.
In der Noviziatsarbeit von Fr. Theobald Springer bei P. Martin Strauß in Stift Zwettl erfahren wir Folgendes zur Renovierung:
Die Raumschale wurde mit Kalkfarben in hellen freundlichen Weiß-, Grau- und Ockertönen gestrichen, hier orientierte man sich an der farblichen Gestaltung der ersten großen Kirchenrenovierung nach der Barockzeit 1850. Für den Kirchenbesucher weitgehend unsichtbar bleiben die Erneuerungsarbeiten an Lüftung und Elektrik, ebenso wird man kaum bemerken, dass ca. 900 m² Bleiglasfenster komplett ausgebaut, zerlegt, neu verbleit und mit einer Schutzverglasung versehen wieder eingesetzt wurden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte man keine Freude mehr am bunten und hellen Kolorit des frühen Rokoko, dem damaligen ästhetischen Ideal, das dunkle Fassungen bevorzugte, so überzog man die gesamte Innenausstattung mit braunen und grünen Firnisanstrichen. Doch diese konnten in langem arbeitsintensiven Zeitaufwand abgenommen werden, so dass sich die gesamte Einrichtung in freundlichen und hellen Farben nunmehr präsentiert. Zusätzlich zum unumgänglichen Reinigungs- und Wiederherstellungsprozess wurde, wo nötig, mit kundiger Hand retuschiert und ergänzt. Somit gelang es einem großen Team von Restauratoren und Künstlern, die Kirche wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Das Unwetter ist abgezogen, und wir besuchen noch die wunderschönen Terrassengärten, bevor es zurück nach Zwettl geht.