Wilhelm (Willi) Engelmayer

Kulturweg Willi Engelmayer

Wilhelm Engelmayer wurde am 5. April 1929 in Mauthausen (Oberösterreich) als Sohn des Kunsttischlers Wilhelm Meisel geboren. Seine Mutter Margarete Denk verliert er, als er drei Jahre alt ist. Da seine Eltern nicht verheiratet waren, kommt er in das Kinderheim am Pöstlingberg. Das Ehepaar Julia und Ludwig Engelmayer aus Zwettl holt den Fünfjährigen aus dem Heim, auch weil ihr verstorbener Sohn ebenfalls Willi geheißen hat.

Am 7. März 1935 wurde er adoptiert – aus Wilhelm Denk wird Willi Engelmayer.

Er war ein gescheites Kind; schon mit fünf Jahren konnte er so gut schreiben, dass er seiner Mutter Kochrezepte abschrieb. Immer wieder fanden seine Eltern Zeichnungen, die Willi auf jedem Stück Papier, das er erwischte, zeichnete.

Schon mit fünf Jahren wurde er Ministrant, wofür er von den Schulschwestern Kakao und Kuchen bekam. Für Willi bedeutete dies eine Seligkeit, seine erste Liebe wurden die Schwestern und der Kakao. Im Erwachsenenalter war sein Lieblingsgetränk aber guter Wein, dem er gerne zusprach.

Die Eltern wollten, dass Willi Pfarrer wird; diesen Ruf verspürte er aber nicht. Er besuchte das Gymnasium in Zwettl und wurde 1944 der Kurierstaffel Wien zu einer vormilitärischen Ausbildung zugeteilt. Bei einer Gruppe von Kurieren, die ihre Tätigkeiten bis Berlin ausüben musste, war auch Willi eingesetzt. Der 15-jährige Bub konnte sich mit diesem militärischen Fanatismus nicht abfinden, überdies plagte ihn auch Heimweh. Willi setzte sich heimlich ab und wanderte zu Fuß über Tschechien nach Hause. Er fand auf seiner Wanderschaft gutherzige Bauernfamilien, die ihm etwas Essen spendierten und bei denen er schlafen konnte.

Kaum zu Hause, besuchte er wieder das Gymnasium Zwettl, wo er 1947 maturierte. Bis zu diesem Jahr war er wieder Ministrant, Oberministrant – Kakao und Kuchen gab es aber nicht mehr. Nun stand sein Berufswunsch fest, er wollte Lehrer werden. 1948 trat er in die Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt ein und bestand im Jahr 1950 die Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen mit sehr gutem Erfolg. 1971 legte er noch die Sonderprüfung für Hauptschulen ab.

Musik war Willis besondere Freude, er spielte Geige und Cello und war ein guter Bass-Sänger. 40 Jahre lang war er beim Männergesangsverein Schwarzenau und erhielt die Chorleiternadel in Bronze. Von 1965 bis 1970 dirigierte er als Kapellmeister die Musikkapelle „Zwettltal“ und leitete auch den Chor „Zwettltaler Dreigesang“. Da er großes Interesse für die echte Volksmusik hatte und Brauchtum sowie Volkstanz sehr schätzte, wurde er 1955 bis 1971 Ortsstellenleiter des „NÖ Bildungs- und Heimatwerkes Jagenbach“. Er gab sein Wissen und seine Begeisterung an die Jugend weiter; so an die Landjugend, die Katholische Jugend und an die Schüler der landwirtschaftlichen Berufsschule Jagenbach, in der er als Direktor tätig war.

Willi Engelmayer hat seinen Beruf sehr geliebt. Mit Kindern zu arbeiten war für ihn Freude und erfüllender Auftrag. Er arbeitete auch als Referent und Kursleiter für Kreativwerkstätten und bei Lehrerfortbildungstagungen für Bildnerische Erziehung und Werkerziehung an Volks- und Hauptschulen. Des Weiteren hielt er Landschulwochen ab, und auch am Bundes-Oberstufenrealgymnasium in Krems unterrichtete er. Für all diese Tätigkeiten und sein Engagement erhielt der Dank und Anerkennung des Bezirksschulrates, des Landesschulrates und des Bundesministeriums für Unterricht.

Sein erster Posten als Lehrer war in Friedersbach von 1948 bis 1949. Die nächsten Stationen waren Allentsteig, Marbach am Walde, Kirchbach, Zwettl und die Hauptschule Stift Zwettl. In Jagenbach wurde er dann länger sesshaft, und zwar von 1955 bis 1969. Am 1. September 1969 kam er schließlich an die Hauptschule Schweiggers, 1982 wurde er zum Direktor der dortigen Volksschule berufen. Es war ein abwechslungsreiches Lehrerleben, ausgefüllt mit der Liebe zu den Kindern und bestrebt, ihnen die Kunst, die Freude an der Natur und die Liebe zum Waldviertel näher zu bringen.

Willi Engelmayer heiratete als 21-jähriger im Jahr 1950 eine Kollegin aus der Schule Allentsteig. Aus dieser Ehe stammt Sohn Wolfgang, der jung verstarb. 1964 heiratete Willi zum zweiten Mal – Inge Eschelmüller aus Jagenbach. Dieser Ehe entsprossen die beiden Töchter Ingrid und Birgit sowie Sohn Winfried.

Bis zu seiner schweren Krankheit, die er im Rollstuhl verbringen musste, arbeitete, schrieb und zeichnete er. Gerne zog er sich in seine „Kathedrale“ – wie er den Platz unter der Linde in seinem Garten nannte – zurück. Hier fand er auch seine letzte Ruhestätte; ein Granitstein hütet seine Urne. Er starb im 84. Lebensjahr am 5. Juni 2013 in Schweiggers.

 
 

Dank des unvergänglichen Werkstoffes Waldviertler Granit werden viele seiner Skulpturen noch jahrzehntelang an diesen einmaligen Künstler erinnern.