Bis zum Jahre 1997 besaß der kleine Ort Voitschlag nördlich von Sallingberg im Waldviertel keine Kapelle. Das fiel auch dem Ehepaar Gertrud und Lorenz Steinlechner auf, als sie in ihrer Pension in das Waldviertel zogen.
Doch beginnen wir ganz von vorne.
Lorenz Steinlechner wurde am 08. August 1919 in Wattens in Tirol geboren. Seine Eltern Anton und Elisabeth hatten 7 Kinder (Anton 1916, Lorenz 1919, Anneliese 1920, Oswald 1922, Johann 1923, Alois 1926 und Rudolf 1927).
Als Lorenz Steinlechner 8 Jahre alt war, starb unerwartet sein Vater, der Tischlermeister Anton (1927) im 45-sten Lebensjahr. Für seine nun allein stehende Mutter mit 6 Kindern – ein Bub war bereits kurz vorher im Alter von 3 Monaten gestorben – eine schwere Zeit. Er besuchte das Gymnasium der Benediktiner in Fiecht bei Schwaz, maturierte und überlebte den zweiten Weltkrieg 1939-45 als Funker im Russlandfeldzug.
Auch sein Bruder Oswald überlebte diesen furchtbaren Krieg. Drei Brüder kehrten leider nicht nach Hause zurück: Johann fiel im Mai 1944 in Italien, Anton im Juni 1944 in Griechenland und Alois im August 1944 in Frankreich.
Nach dem Krieg arbeitete er bei den österreichischen Bundesbahnen als Fahrdienstleiter und Bahnvorstand, wo er seine berufliche Laufbahn in Wattens, seinem Heimatort, beendete.
Bereits in Pension, suchten die Steinlechners in der Heimat von Gertrud Steinlechner in der Wachau, ein altes Gebäude zum Renovieren und als gedachten Zweitwohnsitz. Sie fanden kein geeignetes Objekt und das Vorhaben bereits fallen lassend, machten sie einen Abstecher ins nahe gelegene Waldviertel. Sie entdeckten in Voitschlag einen alten verfallenen Vierkanthof, der zum Verkauf stand. Anfängliche Renovierungsarbeiten am alten Wirtschaftsgebäude schlugen auf Grund der schlechten Bausubstanz fehl, und so entstand in den Jahren 1975 bis 1982 ein neues Wohngebäude.
Im Zuge dieser Arbeiten fiel ihnen auf, dass Voitschlag, im Gegensatz zu vielen anderen kleinen Orten im Waldviertel, keine Kapelle besaß, und so entstand mit hohem Eigenregiearbeitseinsatz in den Jahren 1982 bis 1997 (also in 15 Jahren) dieses Kleinod einer Ortskapelle für Voitschlag, angelehnt an seine Heimat im Tiroler Stil.
Am 15.Juni 1997 erfolgte die feierliche Segnung und Weihe an das „Heiligste Herz Jesu“ durch den Abt des Stiftes Zwettl Prälat Wolfgang Wiedermann und Pfarrer Theodor Liebhart von Sallingberg.
Eine Vision war Wirklichkeit geworden.
Kurz nach der Einweihung im Jänner 1998 erleidet seine Frau Gertrud, die eigentlich treibende Kraft für die Errichtung der Kapelle, einen Hirnstamminfarkt. Sie konnte zwar alles verstehen, selbst aber nicht mehr sprechen, nicht gehen und nicht selbstständig essen. Er pflegte seine Frau aufopfernd bis zu ihrem Tod im Jänner 2002.
Nunmehr ohne Partnerin, hatte Lorenz im Ikonenmalkreis Innsbruck, das Malen von Ikonen erlernt und etliche, kleine Kunstwerke mit Freude an Bekannte verschenkt. Dies bis zu seinem Schicksalsschlag eines Schlaganfalls mit einer Gehirnblutung am 13. Dezember des Jahres 2011. Von nun an war er bis zu seinem Tod, am 20. August 2012, zu Hause in Wattens bei seiner Tochter Hanna in Pflege.
Alle diese Informationen und Bilder verdanken wir dem Sohn Herrn Alfred Steinlechner.
Warum und wie sie entstand, das erzählen wir Euch mit dieser kleinen Weihnachtsgeschichte.