>> Länge: 5,2 km | Höhe: 90 m | Dauer: 1:10 <<
Wir wandern heute Richtung Stausee Ottenstein durch das wildromantische Friedersbachtal und zurück durch den Hochwald hinauf zum Kirchenberg, wo wir dem gotischen Rundkarner einen Besuch abstatten, bevor wir wieder hinunter zum Ausgangspunkt gelangen.
Der Waldbachweg 57A verläuft, wie sein Name schon sagt, zum größten Teil im schattigen Wald. Er ist ein idealer Rundwanderweg für heiße Sommertage, hat aber auch im zartgrünen Frühling und im ockerfärbigen Herbst seine besonderen Reize.
Wir verlassen Friedersbach auf der Ortsstraße Richtung Osten (Rastenfeld) und tauchen kurz danach auch schon in den Wald ein. Kurz darauf zweigen wir rechts auf einen Waldweg ab und folgen dem Friedersbach in eine wild romantische Schlucht. Der Bach windet sich durch das Tal, bis er schließlich still und leise in den Stausee Ottenstein mündet, je nach Wasserstand einmal früher, im Winter etwas später. Unterwegs kommt man bei mächtigen Steinformationen vorbei, und so manches unbekannte Volk hat hier seine Zelte aufgebaut.
Der Stausee hat mit seinen langen, weit in das Land reichenden Stauseefingern, ähnlich einem Tintenfisch mit seinen Armen, das Land rundherum fest im Griff. Man muß als Wanderer oft lange Umwege in Kauf nehmen, um irgendwo auf die andere Seite zu gelangen. Wir verlassen hier nun das Tal und steigen den Hochwald hinauf, überqueren die Lichtung namens Susannafeld. Wenn wir später aus dem Wald treten, sehen wir nur den Friedersbacher Kirchturm. Der Ort selbst liegt geduckt im Tal. Wir streben dem Kirchturm entgegen und besuchen den Karner.
Der Karner steht südlich der Pfarrkirche auf dem Friedhof. Er ist ein Rundbau mit halbrunder Apsis, Dreieckszinnen und gemauertem Kegelhelm mit Steinspitze. Außen weist er fünf ganz einfache Strebepfeiler auf. Der Karner hat kleine Spitzbogenfensterchen, ein Granitportal und eine Tür mit gotischen Eisenbeschlägen. Er wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut (etwa um 1360).
Im Untergeschoß befindet sich der Gruftraum, der noch ganz mit Gebeinen gefüllt ist (Eingang unter der Apsis rechts). Das Obergeschoß (Friedhofkapelle) weist eine halbkugelförmige Wölbung auf. Hier in Friedersbach wurde 1964 im Obergeschoß eine Kriegergedächtnisstätte für die Toten beider Weltkriege errichtet.
Karner waren überall, wo sie errichtet wurden, Zweckbauten. Im Untergeschoß dienten sie als Beinhaus und im Obergeschoß als Friedhofskapelle. Dort wurden auch Andachten für Verstorbene verrichtet. Die Karner der Umgebung (Zwettl-Probstei, Großgöttfritz und Großglobnitz) weisen eine andere Bauart auf als der in Friedersbach. Der Karner in Burgschleinitz bei Eggenburg sieht aber dem in Friedersbach sehr ähnlich.
Bereits im Jahre 1911 wurde geplant, den Karner zu einer Leichenkammer umzugestalten. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch am Widerstand des k.k. Konservators zur Erhaltung der Kunst und historischer Denkmale.
Bei der nächsten Wanderung statten wir der Kirche einen Besuch ab.