Wir sind im kleinen Ort Kollmitzgraben und blicken hinauf zur Ruine Kollmitz. Der Ort liegt unterhalb der Burgruine Kollmitz beiderseits der Thaya und ist über eine Straßenbrücke verbunden.
Das „dorff ze Cholmuncz“ wird im Jahre 1362 das erste Mal genannt. Zunächst bestand das Dorf nur aus einem Meierhof, der zur Burg Kollmitz gehörte. Später gesellten sich fünf kleine Bauernhöfe dazu. In den „Freiheiten und Rechte“ des Marktes Raabs von 1533 wurden die Bewohner als Collmintzer erwähnt: Auch sie hatten ihren Beitrag zur Erhaltung der Brücke über die Thaya zu leisten: Wenn nötig, mussten sie einen enßbaum (= Brückenbaum, der auf den Pfeilern ruht) liefern.
Wir überqueren die Thaya und wandern hinauf zur Ruine, die wir aber erst am Rückweg besuchen werden. Vor dem Burgtor geht es nach einer scharfen Linkskurve weiter durch den Wald bis zur Böhmischen Mauer.
Als Georg von Podiebrad sich 1448 durch einen Handstreich der Hauptstadt Prag bemächtigt hatte und ein Einfall der Böhmen ins Waldviertel drohte, ließen sich die seit 1398 auf Kollmitz ansässigen Freiherren von Hofkirchen die sogenannte “Böhmische Mauer” errichten. Der zinnen- und turmbewehrte 160 Meter lange Mauerbau mit Resten des Wehrganges ist heute noch erhalten. Er verriegelte die von der Thaya umflossene Landzunge, auf der Kollmitz liegt, an der engsten Stelle. Als Podiebrad während des Streites um die Wahl des Ladislaus Posthumus zum ungarischen König 1451 mit einem Heer in Niederösterreich einfiel, stellte sich die Kollmitzer Burgmannschaft den anrückenden Böhmen schon an der einige hundert Meter vor der Burg gelegenen Mauer entgegen. Sie hielten sie, und Burg Kollmitz blieb unberührt.
Nach dem Tor zweigt rechts ein steiler Waldweg, gekennzeichnet durch Holztäfelchen, Richtung Klinger Mausoleum ab.
Etwa auf halbem Weg dorthin führt ein gut sichtbarer Pfad an den Rand des Steilabfalles zur Thaya, den sogenannten Uhu-Felsen.
Zurück zur Abzweigung und weiter durch den sonnendurchfluteten Laubwald erreichen wir nach etwa 500 Metern das Mausoleum.
Das Klinger-Mausoleum ist der Bestattungsort der Familie Klinger von Klingerstorff. Das Mausoleum, das unter Denkmalschutz steht, wurde in den Jahren 1926 bis 1929 in der Nähe des so genannten Uhufelsens, dem Lieblingsplatz von Sybille Klinger von Klingerstorff, an einem Steilabfall zur Thaya als zweigeschossiger Bau aus Bruchsteinen mit einer Terrasse und einem Turm von Hugo Klinger errichtet. Ein Blick ins Innere, das ein Foto der NÖN vom 25. Juni 2020 zeigt, ist leider nicht möglich.
Der von außen düstere Bau zeugt bis heute an jenes Drama, das sich in den Wäldern im Juni des Jahres 1926 abgespielt hat. Grund ist eine Dreiecksbeziehung, die für zwei Personen tödlich endete.
Die Tragödie von Raabs (Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra).
Zurück zur Burg geht es auf demselben Weg.
Kollmitz, die mächtigste Burg Niederösterreichs, war Teil einer Burgenkette als Grenzschutz an der Thaya. Ihre ersten Erwähnungen reichen in das 13. Jahrhundert zurück. Um 1800 wurden die Dächer und Zwischendecken zerstört, um so die Ablieferung der Hausklassensteuer zu vermeiden. 1974 konstituierte sich ein Verein zur Rettung der Ruine, der seitdem hervorragende Arbeit leistet.