Als um das Jahr 1726 ein Hirtenknabe aus Poggschlag nach seiner verlorenen Kuh Ausschau hält, findet er diese an einer Quelle zusammen mit der Muttergottes, die ihr Kindlein an der Brust säugt. Diese Erscheinung ist zur damaligen Zeit in einer erzprotestantischen Gegend, in der man für den rechten Glauben noch in den Tod geht, eine Sensation. Gutenbrunn entwickelt sich schnell zum Wallfahrtsort. Der Kultgegenstand, eine ihr Kind säugende Mutter Maria, ist in der Wallfahrtskirche zu sehen.
Uns schon sind wir mittendrin, beim Rundgang DURCH DEN ORT Gutenbrunn. Besuchen wir aber zuerst das Truckerhaus. Das „drinnen und draußen” Museum Truckerhaus vermittelt die reichhaltige Geschichte der Region Weinsbergerwald und lädt zugleich dazu ein, die vielfach noch vorhandenen Reste der Vergangenheit selbst zu entdecken. Wir nehmen uns den orangen Folder „DURCH DEN ORT“ mit und machen uns auf den Weg, der dem „Tut gut!“ Schritteweg folgt.
Gegenüber der Pfarkirche befindet sich der Brunnen, der in seiner heutigen Form von Professor Leopold Schmid gestaltet wird. Die erste urkundliche Erwähnung Gutenbrunns im Jahre 1556 bezieht sich auf eine Quelle am Wallfahrtsweg durch das Waldviertel nach Mariazell. Es handelt sich um eine eisenhältige Quelle aus dem Hochmoorgebiet, die gut zu trinken ist. Nur Menschen früherer Zeit haben an die Heilkraft des Wassers geglaubt.
Ein paar Schritte weiter kommen wir beim klassizistischen Ensemble des Schlosses Gutenbrunn vorbei. Es wird in den Jahren 1771 bis 1785 im Auftrag von Joseph Edler von Fürnberg errichtet und dient ihm als Wohnsitz und später als Poststation seines Fürnbergschen Postprivilegs. 1795/96 gehen seine ganzen Besitzungen im südlichen Waldviertel an den kaiserlichen Familienfonds. Von 1920 bis 2012 befindet sich das Schloss im Besitz der Österreichischen Bundesforste, bis es wieder in Privatbesitz übergeht.
Wir sind bei der Volksschule Gutenbrunn angekommen.
Das keramische Wandrelief zum Thema Wald aus dem Jahre 1963 stammt von Professor Leopold Schmid (* 16. Juli 1901 Wien, † 26. September 1989 Wien Zentralfriedhof).
Der Wiener Künstler und Ferdinand Andri-Schüler gestaltet in der Bundeshauptstadt unzählige Fassaden und Teile des Heldendenkmals im äußeren Burgtor. In den 1960-er Jahren zieht Schmid nach Gutenbrunn.
Wir biegen rechts in die Poggschlägerstraße ein und sehen am Waldrand parallel zur Straße einen alten Hohlweg. Es ist die „Alte Poggschläger Straße“, eine der ältesten erhalten Spuren, welche die Menschen hinterlassen haben. Durch die Benutzung, aber auch durch Regen, graben sich viele Hohlwege immer tiefer ein, sodass daneben neue Trassen angelegt werden müssen – es entstehen Hohlwegbündel.
Beim Friedhof biegen wir rechts in eine Birkenallee ab. Wir befinden uns nun auf der ehemaligen Bahntrasse der Industriebahn vom Bahnhof Martinsberg bis zur ehemaligen Säge Gutenbrunn. In den Jahren 1922 bis 1933 werden so Holzprodukte auf einer Spurweite von 760 mm Richtung Martinsberg transportiert.
Am Ende der Birkenallee steht in früheren Zeiten die Glashütte Gutenbrunn. Die damals größte Glashütte im Weinsbergerwald wird im Jahre 1812 von Kaiser Franz I. errichtet. Er lässt sie zu einer zeitgemäßen Fabrik mit teilweiser Torffeuerung ausbauen. Doch das Unternehmen schreibt immer wieder Verluste, zeitweise ruht sogar der Betrieb. Erst als die Herrschaft ihre Glashütte ab etwa 1830 an Glasmeister verpachtet, die sie nach kaufmännischen Gesichtspunkten betreiben, wirft das Werk wieder Gewinne ab. 1853 sind zwei Öfen mit je acht Häfen in Betrieb. Insgesamt sind 60 Arbeitskräfte beschäftigt. 1897 wird die Hütte stillgelegt und dem Verfall preisgegeben.
Es geht beim Wildgehege vorbei Richtung Bründlau. Hinter dem Wildgehege führt ein weiterer historischer Verbindungsweg der Kirchensteig von Gutenbrunn nach Ulrichschlag durch den Wald. Die Trasse von der “Lohwiese” am höchsten Punkt der heutigen Ulrichschläger Straße bis zum Gutenbrunner Ortsteil Glashütte gehört aber zu einem weitaus älteren Weg, der von Laimbach über den Windpaß auf die Zwettler Hochebene und über Edlesberg nach Norden führt.
Der Flurname Bründlau geht auf die hier vorhandenen Quellen (Bründln) zurück. Die Namen der Quellen, die heute einen Großteil von Gutenbrunn mit Trinkwasser versorgen, verweisen auf die letzten Bewohner der bereits abgetragenen Einzelhäuser: Hofer-, Schnelzer- und Lang-Quelle. Die Häuser standen im Besitz des Habsburg Lothringen’schen Guts Persenbeug. Das Gebiet wird von der Straße von Gutenbrunn nach Ulrichschlag durchschnitten, die wir bei unserer Runde überqueren.
Auf der ehemaligen Trasse der Waldbahn der Körnerwerke wandern wir weiter Richtung Hanslteich. Im Abstockungsvertrag zwischen den Körnerwerken und dem Gut Persenbeug ist der Bau einer Waldbahn zwingend vorgeschrieben. 1919 wird vorerst eine provisorische Bahn mit 700 mm Spurbreite angelegt, bevor man 1920 mit dem Bau der 31 km langen permanenten Waldbahn mit 760 mm Spurweite beginnt. Die Bahn führt damals vom Sägewerk Gutenbrunn bis zur Ausweiche Berglucke. Von hier geht es über die Wurzerhütte, Saggraben und Dürnberg Richtung Bärnkopf, dann Richtung Annabild und wieder zurück zur Berglucke. Die Strecke ist heute fast zur Gänze begehbar. Die Brücken und Dämme der Anlage sind größtenteils erhalten.
Der Hanslteich, auch Bründlauklause, ist in den Jahren 1710 bis 1811 Teil der Schwemmanlage auf dem Weitenbach. Über den Klafterbach wird das Holz durch Gutenbrunn in Richtung Martinsberg transportiert. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wird hier im Jahre 1940 ein Gästehaus der Deutschen Luftwache errichtet.
Von hier geht es zurück nach Gutenbrunn, wo wir durch das ehemalige Betriebsgelände der Körnerwerke wandern. Die hier befindlichen neuen Häuser stehen am ehemaligen Schnittholzplatz. Einzig und allein die alten Holzbaracken der ehemaligen Arbeiterwohnungen sind noch erhalten und bewohnt.
Nach den Holzbaracken biegen wir scharf nach rechts ab und wandern hinunter zur Hauptstraße. Hier treffen wir auf das alte Herrenhaus. Es war schon Bestand der Kronprinz Rudolph Dampfsäge aus dem Jahre 1877.
Wir wandern nun am Gehsteig weiter Richtung Ortszentrum. Links oben steht eine markante alte Forstvilla.
Unser historischer Rundgang endet am Marktplatz, wo sich an der Hauptstraße das älteste noch existierende Gebäude befindet. Die meisten werden zur Zeit Joseph Fürnbergs errichtet und sind ursprünglich alle einstöckige Bauten. Das Haus Nummer 5 kennt eine besondere Geschichte, es ist einst die Werkstätte des Glaskünstlers Johann Joseph Mildner (* 22. September 1765 in Kaltenberg (Studená), Böhmen; † 11. Februar 1808 in Gutenbrunn).