Wir starten am nördlichen Ende von Watzmanns beim gemauerten Bildstock und wandern über den Aulüßberg Richtung Walterschlag.
Der Feldweg bildet hier die Wasserscheide. Wir überqueren geradeaus die Straße und biegen nach dem Haselberg rechts ab.
Die Straße vor uns senkt sich mit einem Gefälle von 10% Richtung Nordsee. Wir wollen aber auf den Johannesberg.
Beim eisernen Straßenkreuz geht es links hinauf auf den Johannesberg (839 m), dem nächsten sehr markanten Punkt auf der Europäischen Wasserscheide. Nach einem kurzen steilen Aufstieg stehen wir wohl auf dem wahrscheinlich geheimnisvollsten Platz des Nordwalds.
Auf dieser 839 m hohen Erhebung gründet Hadmar von Kuenring (gest. am 21. 7. 1217) im Zuge der Kolonisierung des Waldviertels im 12. Jahrhundert eine Burg, die 1162 noch neu genannt wird. Die Burg und das zugehörige Dorf, das östlich in 723 m Meereshöhe auf einer breiten Rückfallkuppe liegt, erhält den Namen Hadmarstein. Heute heißt das Dorf Harmannstein. Hadmar übersiedelt nach Weitra. Die Burg Hadmarstein verödet, sodass um 1319, als die Brüder von Buchberg die öde Burg dem Kloster Zwettl verkaufen, diese schon in Trümmern liegt. Nur die Burgkapelle, die dem Heiligen Johann Baptist geweiht ist, steht noch. Das Kloster Zwettl lässt gegen Ende des 14. Jahrhunderts unter Einbeziehung dieser Kapelle, deren niedere Mauern noch heute im unteren Teil des Langhauses erhalten sind, zu Ehren des Heiligen Johannes des Täufers eine Kirche erbauen. Seither heißt diese Bodenerhebung Johannesberg.
Vom Johannesberg verläuft die Wasserscheide Richtung Steinerne Stube. Es geht vorerst hinunter Richtung Harmannstein, bevor wir in einem weiten Linksbogen Richtung Norden wandern. Der Weg verläuft im Zick-Zack aber immer auf markierten Wegen durch den herrlichen Mischwald.
Bei der Steinernen Stube (786 m) erreichen wir kurz nach dem Johannesberg einen weiteren magischen Ort der Europäischen Wasserscheide. Es öffnet sich der Hochwald, der Großschönau umgibt, und wir stehen plötzlich vor einer Granitsteinaufwerfung, die seinesgleichen sucht. Überdimensionale Felsbrocken sind in der Form eines Kessels angeordnet. Das Zentrum bildet der sogenannte Altar. Daneben befindet sich die Steinerne Stube mit ihren glatten, wie von Menschenhand behauenen Wänden. Noch immer zieht es Wünschelrutengeher und Pendler aus der Schweiz, Italien, Deutschland und Österreich an diesen, mit Urkraft geladenen Ort zum Energietanken.
Wir haben Großschönau erreicht.