Wir schreiben gerade das Jahr 1955 und begleiten zwei Wanderer auf dem Weg von Stift Zwettl durch das Kamptal. Sie befinden sich gerade bei der Fürnkranzmühle und werfen einen Blick über den Kamp zum Lechnerhof.
Am rechten Kampufer steht ein einstöckiges Haus, der Lechnerhof, früher Reinprechtspruckner, auch Forsthof genannt. Er trägt seinen Namen nach einem Lechner, der das Haus im Jahre 1818 erworben hat. Heute ist er noch erhalten und bewohnt, aber er wird auch von der Newag gesprengt und abgetragen.
Die Reimchronik des Stiftes Zwettl erwähnt, dass hier der Stifter Hadmar von Kuenring und der Abt Hermann den Kamp überschritten haben:
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der der Polansteig ist genannt
auf dem rait vnser erster stifter
mit apt Hermann dem gotes diener
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nv muez er beschowen daz ewig lamp . . .
Von der Fürnkranzmühle sieht man schon zwei Häuser, die Kernhäuser. Man sieht es ihnen an, dass sie einmal ein Hof waren, aber dann in zwei Kleinhöfe geteilt wurden. Es war dies die alte Hofmühle, die zur Herrschaft Lichtenfels gehörte. Die Kamppartie bei den Kernhäusern ist sehr schön. Ein Drittel des Weges haben wir hinter uns.
Der Steig führt jetzt über Felsblöcke, er ist manchmal so schmal, dass ein Geländer in den Felsen eingelassen ist. Es ist tiefe Ruhe hier, es gibt nur den Kamp, Felsen und Wald.
Eine wunderbar schöne Felslandschaft ist bei der Bergermühle. So heißt jetzt die alte Rattenpach- oder Rottenbachmühle. Das Anwesen ist schon seit 70 Jahren verlassen und verfallen, zwei hohe Mauern rechts und links des Weges stehen noch. Die Mühle stand am Kamp zwischen den Kernhäusern und der Steinmühle, bei der Einmündung des Flachauer Teichabflusses.
Ein ziemliches Stück weiter steht die Steinmühle. Es ist eine große Mühle mit einer Säge verbunden. 1849 wird sie Steinmühlbergermühl genannt. Das Haus ist noch erhalten, bis im Herbst 1955 war dort ein Gasthaus, heute steht es leer und was nicht bis zur Aufstauung zusammengefallen ist, wird von der Newag weggeräumt. Gerne sind die Ausflügler dort eingekehrt. Die Steinmühle hatte wegen ihrer guten Lage als Mühle und Säge einen guten Betrieb.
Von Döllersheim aus erreicht man den ehemaligen Ort Flachau. Folgt man dem Weg Richtung Stausee, so wandert man auf der ehemaligen Straße Richtung Friedersbach. Am vorderen Eck beim Stausee lag die Steinmühle direkt am Kamp.
Und noch eine Mühle gibt es, die Bruggmühle. Neben ihr ist eine Kampbrücke, die Straße Friedersbach – Flachau führt darüber. Es war eine Mühle, die noch ein großes hölzernes Wasserrad hatte. Sie wurde auch vielfach Gamerithmühle genannt. Andere Schreibweisen waren Pruckmühl oder Prugg Mühl.
Wandert man von Friedersbach Richtung Norden, dann folgt man der alten Straße nach Flachau und Döllersheim. Der Weg verschwindet langsam im Stausee. Am Grund stand die Bruggmühle.
Das letzte Drittel der Wanderung von der Bruggmühle bis zur Staumauer führt durch dichten Wald mit steilen Ufern und wird von den Wanderern nicht erwähnt. Es gibt in diesem Bereich keine Bauten.
Endlich geht die Wanderung zu Ende. Wir kommen noch auf die Teufelswiese. Sie liegt vor dem Rammersgraben mit dem Reithof. Hier stand einmal das Teufelshaus. Unter der Grasnarbe fanden wir noch Mauerreste und Reste von einem Keller. Dann kommt der Staudamm.
So endet unsere nostalgische Wanderung der Fünfziger Jahre. Begleitet werden wir von unseren zwei unbekannte Wanderern mit den Initialen „J.K.K.“, mit Fotos aus dem Buch „Die alte Heimat“ und aus dem Fundus Gerhard Geisberger.
Ewig schade drum……….obgleich der Stausee heute auch ein schönes Stück Natur ist. Heimat für viele Tiere.
Gerne würde ich eine Zeitreise machen und das alles in natura sehen, wie es einst mal ausgesehen hat. Was ich mich jedoch immer noch frage……….wie tief sind diese ehemaligen Häuser denn nun tatsächlich überflutet? Ich kann das immer noch nicht „greifen“.
Danke für eure Arbeit!!!!
lg, Hans
Danke für die tolle Recherche, solche historischen Bilder hab ich lange gesucht.
Habt ihr auch altes Foto-Material vom heutigen Truppenübungsplatz? LGA
Herrlich,
fast fühlt man sich 70 Jahre zurückversetzt. Das Kamptal muss früher ein Juwel gewesen sein.
Viele Dank für den Bericht!