Die Runensteine von Schloß Rosenau

Schloß Rosenau
Schloß Rosenau
Runenstein
Runenstein

Dieser Tage suchten wir die Runensteine von Schloß Rosenau, denen schon immer mehr angedichtet wird als wirklich dahinter steckt. Wir klären die Fragen, wie alt sie wirklich sind und wo sie sich befinden.

Unterstützung finden wir im Artikel von Helmut Sauer, ehemals Volksschuldirektor in Marbach am Walde, der in Nr. 1 der Heimatkundlichen Nachrichten, Beiblatt zum Amtsblatt der BH Zwettl, am 15. Jänner 1980 erschienen ist.


Wenn wir Schloß Rosenau hören, so denken wir sofort an das wunderschöne Barockschloß. Sicher ist es eines der hervorragendsten Bauwerke unseres Bezirkes. Auch enthält es das Freimaurermuseum, welches jährlich von tausenden Fremden besucht und bestaunt wird. Doch vergisst man darüber leicht, dass Schloß Rosenau auch noch andere interessante historische Stätten und Denkmäler besitzt, die aber weitgehend unbekannt sind. Zu diesen gehören die Runensteine.

Der „Bauherr“ der drei Runensteine war Georg Ritter von Schönerer (* 17. Juli 1842 in Wien; † 14. August 1921 auf Schloß Rosenau, Niederösterreich). Ritter von Schönerer war von 1883 bis 1921 Besitzer des Gutes und Schlosses Rosenau. Er war aus seiner politischen Überzeugung heraus ein großer Verehrer des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck und ließ ihm rings um Rosenau mehrere Gedenkstätten errichten, so den Bismarckturm, eine Bismarckeiche und die Runensteine.

Runen sind uralte Schriftzeichen, welche die Germanen schon vor zweitausend Jahren verwendeten. Ritter von Schönerer ließ nun von einem Steinmetz in drei große naturgewachsene Steine Runeninschriften einmeißeln, die übersetzt „HEIL BISMARCK!“ heißen.

Eine magische Funktion der Runen wird schon nahegelegt durch die zahlreichen Inschriften, die die Runenreihe (f u th a r k) enthalten. Einen Mitteilungswert besitzt diese Zeichenfolge nicht – sie muss als Schriftmagie und/oder als Ausdruck eines Bewusstseins, dass Schrift an sich einen Eigenwert habe, gelten. Auch der Name der Runen, der „Geheimnis“ bedeutet, bezeugt diese Aura.


altnordischen Runenreihe (16 Zeichen)
altnordischen Runenreihe (16 Zeichen)

Hier sieht man das jüngere Futhark der altnordischen Runenreihe (16 Zeichen), also jene Runen, die der Steinmetz in die Steine gemeißelt hat.

Mit einigen Ausnahmen!
So wird beim Wort „HEIL“ das E zu einem A, also „HAIL“, was grüßen oder zujubeln heißt.
Beim Wort „BISMARCK“ ist die Rune A leicht verändert und für das C gibt es keine Rune, daher ist dieses Zeichen eine Erfindung.


Die Allee mit dem 1.Runenstein
Die Allee mit dem 1.Runenstein
Der Alleeteich
Der Alleeteich

Der erste dieser Runensteine befindet sich im sogenannten Neuwald, der heute zum Großteil im Besitz der Bundesforste ist und zum Gebiet der Streusiedlung Oberneustift gehört, einer Katastralgemeinde der Großgemeinde Groß Gerungs. Durch den Neuwald führt ein breiter Waldweg, die Allee. Diese Allee wurde in früheren Jahren viel befahren, verbindet sie doch Rosenau mit Josefsdorf (Dorfgründung 1712 unter den Grafen von Schallenberg, Herren auf Rosenau) und Rottenbach (Gutshof von Rosenau seit 1739). Am Rand dieser Allee finden wir den Runenstein. Er liegt linker Hand unmittelbar neben dem Waldweg, etwa 50 m vor der Kreuzung mit dem Weg links zum Schwarzteich und rechts zum Alleeteich.


1.Runenstein
1.Runenstein
1.Runenstein
1.Runenstein

Er ist der größte Block einer Granitsteingruppe, 380 cm lang und 170 cm hoch. Zur Allee hin zeigt er eine senkrechte Wand, während er zur Waldseite hin flach abfällt. Die eingemeißelten Runen sind dreißig Zentimeter hoch (dies trifft auch bei den beiden anderen Steinen zu). Der Stein ist zum Teil mit Moos bewachsen. Auch die Runenzeichen sind von feinem Moos überzogen.
Kartenposition


Die beiden anderen Runensteine sind an der Straße von Niederneustift nach Groß Gerungs im Altwald. Die Bezeichnung „Neuwald“ und „Altwald“ stammen davon, dass der „Neuwald“ einst gänzlich abgeholzt und wieder neu aufgeforstet wurde.

2.Runenstein
2.Runenstein
2.Runenstein
2.Runenstein

Der zweite Runenstein liegt rund einen Kilometer außerhalb von Niederneustift rechter Hand neben der Straße. Er ist ein langgestreckter Felsblock von 130 cm Höhe und 5 Meter Länge und trägt die Runenschrift.
Kartenposition


3.Runenstein
3.Runenstein
3.Runenstein
3.Runenstein

Der dritte Runenstein ist ebenfalls rechter Hand an dieser Straße, nahe der Bezirksgrenze der Gerichtsbezirke Zwettl – Groß Gerungs. Wir finden ihn neben einem kleinen Gerinne. Er ist dreieckförmig und der kleinste der Steine (150 cm hoch und 260 cm lang). Die Runen sind bei ihm in zwei Zeilen angeordnet.
Kartenposition



1.Runenstein
1.Runenstein

Beim 1.Runenstein führen
folgende Wanderungen vorbei:

● 30 Steinpyramide
● 53 Pyramidenweg
● 54 Opfersteinweg



Waldviertler Biographien Band 3

Wer mehr über das Leben von Georg Ritter von Schönerer wissen möchte, denen empfehlen wir das Buch „Waldviertler Biographien Band 3“, das soeben erschienen ist.

Unser Stadtarchivar Prof. Friedel Moll, sowie der Wiener Historiker Dr. Michael Wladika, gestalteten die Biographie des alldeutschen Politikers Georg Ritter von Schönerer, der von 1869 bis zu seinem Tod im Jahr 1921 Schloss Rosenau besaß und dessen Tätigkeit auch heute noch in der Erinnerung vor allem älterer Menschen unserer Region präsent ist.

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