Die Pfarr- und Wallfahrtskirche von Kirchschlag, gute 3 km südlich von Ottenschlag im Waldviertel, liegt leicht erhöht am südlichen Ortsrand. Sie ist dem Heiligen Nikolaus geweiht. Findet man die Kirche versperrt, dann holt man sich den Schlüssel beim Kirchenwirt (Dienstag Ruhetag) – gleich unterhalb der Kirche.
Der spätromanische Bau mit Rundapsis aus dem 13.Jahrhundert wird urkundlich 1436 erstmals erwähnt. In der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts wird der Turm erhöht. 1756 erfolgen die Barockisierung der Kirche, der Anbau des Westteils des Langhauses mit der Westempore und der Sakristei an der Südseite des Gotteshauses. An das im Westen erweiterte Langhaus schließt die wesentlich niedrigere, stark rückspringende Apsis mit halbkreisförmigem Schluss und Kegeldach an. Die Rundbogenfenster datieren auf das Jahr 1756. Der mächtige, gotische Südturm (erste Hälfte des 15.Jahrhunderts), der aus den südseitigen Anbauten des Gotteshauses herausragt, ist bis zur Höhe des Kirchenschiffs quadratisch und geht dann in ein Achteck über. Er verfügt über einen einfachen, für die Kirchen in der Wachau charakteristischen Abschluss durch einen Giebelkranz, ein steiles, achtseitiges Zeltdach und ein einfaches Giebelkreuz. Im Glockengeschoss des Turms sieht man barocke Rundbogenfenster. Der Sakristeianbau der Kirche von 1756 ist an der Südseite des Langhauses in gleicher Flucht mit dem Turm.
Im Inneren weist das saalartige Langhaus eine Flachdecke auf. Die Orgelempore von 1756, die sich im westlichen Teil des Langhauses befindet und auf Pfeilern ruht, ist platzlunterwölbt. Der runde Scheidbogen, der über zwei grobe, romanische Kämpfer verfügt, bildet den Übergang zur Chorapsis. Die niedrige, halbrunde Apsis ist halbkuppelgewölbt.
Unter der Empore rechts befindet sich eine kleine polychromierte Statue aus der Barockzeit, welche die Hl. Anna mit Maria darstellt. Sie kann der Zeit um 1700 zugeordnet werden.
Bei den Kreuzwegbildern des Gotteshauses handelt es sich um einzigartige Drucke (um 1900).
Die Orgel der Pfarrkirche Hl. Nikolaus in Kirchschlag stammt von Franz Capek aus Krems (1903).
Das ehemalige Altarbild, das den Heiligen Nikolaus zeigt und heute die rechte Langhauswand ziert, ist möglicherweise eine Übermalung eines noch älteren Bildes und dürfte im Jahre 1840 geschaffen worden sein.
Hinter dem modernen, blockförmigen, aus grob gehauenem Granit geschaffenen Volksaltar befinden sich an der Apsisstirnwand kleine polychromierte Statuen der vier Evangelisten mit ihren Attributen. Es handelt sich hierbei um interessante barockisierende Biedermeierarbeiten aus der Zeit um 1830.
Wir sehen von links nach rechts Matthäus (Attribut Mensch bzw. Engel), Markus (Attribut Löwe), Lukas (Attribut Stier) und Johannes (Attribut Adler). Die Kunstwerke flankieren einen barocken Kruzifixus.
Auf der Mensa des linken Seitenaltars, wie jene des Hochaltars aus Granit gefertigt, steht der reich verzierte Rokoko-Tabernakel mit Expositorium, aus marmoriertem Holz und teilweise vergoldet, des ehemaligen Hochaltars (um 1756). Seitlich davon befindet sich je ein barocker Engel (um 1760). Den Bereich oberhalb schmückt eine kleine spätbarocke, polychromierte Statue der Gottesmutter mit dem Kind. Das Kunstwerk dürfte um 1700 geschaffen worden sein.
Auf der Mensa des rechten Seitenaltars, ebenfalls aus Granit gefertigt, steht eine bemerkenswerte Christusfigur, die wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Es handelt sich dabei um eine Gnadenstatue des Jesus von Nazareth, Heil der Kranken, die aus dem Trinitarierkloster von Madrid stammt und eine Kopie einer noch älteren spanischen Figur ist. Die Gnadenstatue befand sich seit 1782 als Geschenk im Kloster der Weißspanier am Alserbach in Wien und gelangte im Jahr 1793 nach Kirchschlag.
Das bemerkenswerte Standbild
wird im Volksmund liebevoll
“Blauer Herrgott”
genannt.
An der Ecke Lazarettgasse 4 – Spitalgasse 23 im 9. Wiener Gemeindebezirk stand ein nicht-bürgerliches Versorgungshaus, auch Kleines Armenhaus genannt. Es bestand ursprünglich aus zwei Häuschen mit Satteldächern, die giebelseitig zur Als standen und bereits im Jahre 1697 erwähnt werden. Im Jahre 1750 übernahm Maria Theresia das Armenhaus. Der alte ebenerdige Trakt des Armenhauses, der später einen zur Wohnung der Hausbediensteten gewidmeten einstöckigen Hoftrakt erhielt, hatte den Namen „Zum Blauen Herrgott” nach einer so benannten Bildsäule erhalten, die sich an der Außenseite des Gebäudes befand.
In realistischer Darstellung zeigt das lebensgroße Standbild den Schmerzensmann mit Dornenkrone. Seine Rechte hält das blutende Herz, während seine Linke nach einer Kette greift, die um den Hals gelegt ist. Die Figur erhielt nach der Farbe ihres langen Mantels den Namen „Blauer Herrgott”. Sie ist eine Kopie nach einem Spanischen Original, das mit seinen gesprengten Ketten als Symbolgestalt des Trinitarierordens gilt, der erfolgreich den Loskauf christlicher Sklaven betrieb. Die Legende erzählt, dass die Mauren bei der Erstürmung Mamoras in Marokko die Figur nach Fez gebracht und dort durch die Straßen geschleppt hätten. Obgleich den Löwen vorgeworfen und dem Feuer überantwortet, blieb sie von jeder Vernichtung bewahrt. Die Trinitarier erwarben und verehrten sie in ihrem Konvent in Madrid. Von dort kam das Standbild Anfang 18. Jahrhundert in das neugegründete Trinitarierkloster in der Alser Straße, wo es bis zu dessen Aufhebung (1783) verblieb. Schließlich wurde es als religiöses Wahrzeichen am unweiten Kleinen Armenhaus angebracht und gab diesem seinen volkstümlichen Namen.
Im 19. Jahrhundert wird die Statue über Auftrag des Wiener Erzbischofs Sigismund Anton Graf von Hohenwart (*2.5.1730 bis †30.6.1820) von dort entfernt und in die St.-Nikolaus-Kirche in Kirchschlag gebracht und als Gnadenbild „Jesus von Nazareth – Heil der Kranken” wallfahrtsmäßig verehrt.
Der Name „Zum Blauen Herrgott” blieb jedoch dem Armenversorgungshaus erhalten und wurde später auch auf den Neubau (Spitalgasse 23) übertragen.
Drei Aquarelle von Emil Hütter (1835–1886): Versorgungshaus am Alserbach („Zum Blauen Herrgott“) – Demolierung begonnen am 15. Mai 1865
Der Wiener Erzbischof ließ die Statue entfernen, hat sie aber nicht nach Kirchschlag gebracht. Ein Lehrer rettete sie und brachte sie dorthin. Hatte heute einen tollen Blick auf die Kirche von 18i im AKH, schicke gerne das Foto.