Bei unserer Wanderung durch Obernondorf fällt uns die kleine, wuchtige Kirche auf, führt doch der Rundwanderweg Waldhausen unmittelbar daran vorbei. Neugierig geworden, erkundigen wir uns bei den Dorfbewohnern und wir werden zur Mesnerin verwiesen, die sich fürsorglich um die Kirche kümmert. Sie begleitet uns, und wir betreten die Kirche beim Turm und kommen in einen Vorraum. Durch eine weitere Gittertür geht es in das Innere. Dank der immer hilfsbereiten Bevölkerung, können wir euch heute ein Kleinod aus dem Waldviertel näher bringen.
Die Filialkirche zur heiligen Margareta in Obernondorf (ursprünglicher Name: Obern-Neundorf) ist schon im 14.Jahrhundert, oder sogar früher, Sitz einer eigenen Pfarre. In den Verwirrungen der Reformationszeit geht sie ein. Nachher ist Obernondorf bis 1662 eine Filiale von Friedersbach und von 1662 bis 1784 von Brand. Nach einer kurzen Selbstständigkeit als Lokalie kommt Obernondorf im Jahre 1812 zur Pfarre Waldhausen.
Die Kirche in ihrem Kern spätromanisch, ursprünglich aus dem 13. oder 14.Jahrhundert, wird im 18.Jahrhundert umgebaut und barockisiert.
Der Bau ist ein rechteckiges zweijochiges Langhaus mit gleich hohem, eingezogenem, rechteckigem, kreuzgratgewölbtem Chor und wuchtigem Westturm mit steilem Walmdach.
Die hölzerne Westempore stammt aus dem 18.Jahrhundert. Im Turmuntergeschoss, das eine Vorhalle bildet, befindet sich ein spätromanischer, kelchförmiger Taufstein aus Granit aus dem 13.Jahrhundert. Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1840. Im Jahre 1886 wird die Orgel gefertigt.
Der Hochaltar und das Altargemälde Kreuzigung Christi stammen aus dem 19.Jahrhundert, die seitlichen Figuren des heiligen Wolfgang und der heiligen Katharina aus dem 18.Jahrhundert.
Auf Abbildungen und Statuen wird der heilige Wolfgang stets mit den Heiligenattributen Bischofsstab und Kirche, manchmal zusätzlich auch mit einem Beil dargestellt.
Die Attribute der Heiligen Katharina sind das Rad, das Buch, die Krone, der Palmzweig und das Schwert, wobei Palmzweig, Rad und Schwert Attribute des Martyriums, die Krone ein Attribut des Sieges über das Fleisch sowohl im Martyrium als auch in der gottgeweihten Jungfräulichkeit darstellen. Hier in Obernondorf sieht man das Rad, die Krone und den Palmzweig.
Die Kreuzwegbilder entstehen im 19.Jahrhundert.
Die Figuren des heiligen Leonhard, des heiligen Sebastian, des heiligen Johannes Nepomuk, des heiligen Johannes des Täufers, sowie das Gemälde Heiligste Dreifaltigkeit, das Standkreuz und Vortragekreuz gehen auf das 18.Jahrhundert zurück.

Seit dem 13. Jahrhundert wird der heilige Leonhard fälschlicherweise als Benediktinerabt mit Buch, Stab, Kette, oftmals auch mit Pferden und wie hier in Obernondorf mit einem Ochsen dargestellt. Die Kette, die in dieser Darstellung fehlt, symbolisiert dabei die von ihm erwirkten Befreiungen von Gefangenen. Im Laufe der Zeit wurde sie falsch interpretiert und als Viehkette angesehen, weswegen es zu seinem Patronat über das Vieh kam.

Die bildliche Darstellung des Heiligen Johannes von Nepomuk zeigt ihn meist mit einem Kreuz in einer Hand. Alle anderen Attribute fehlen bei der Darstellung in Obernondorf. So wird er auch – als Zeichen der Verschwiegenheit – mit einer Hand vor dem Mund dargestellt. Auch der Heiligenschein, der üblicherweise fünf Sterne zeigt, die als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes tacui („ich habe geschwiegen“) gedeutet werden, fehlt.